Wir haben uns heute an der feministischen Kampftag Demo vom Flinta* Kollektiv Ulm beteiligt – hier unser Redebeitrag zum Umgang mit Femiziden in Ulm.
Als Antifa- Gruppe mit einem lokalen Bezug lesen wir viel Nachrichten aus der Gegend. Und dort stoßen wir immer und immer wieder auf sogenannte “Beziehungstaten”, “Ehestreits” und “Familiendrama”. Viel zu selten wird es als das benannt was es ist, Femizide. Deswegen ist es uns wichtig hier und heute darüber zu reden. Wir wollen Femizide als das benennen was sie sind, Männer die töten.
Unter Feminizid verstehen wir die Morde an Frauen und Mädchen aus frauenfeindlichen Motiven. Das betrifft auch feminisierte Menschen, also Menschen, die gesellschaftlich in die Kategorie Frau gezwungen werden, obwohl sie sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren. Auch sie besitzen nicht die gesellschaftlichen Privilegien wie cis Männer und können damit ebenso Opfer von feminizidalen Morden sein. Im Jahr 2024 gab es im Schnitt pro Tag über zwei Versuche von Männern ihre Partnerin oder Expartnerin zu töten. 929 versuchte oder vollendete Femizide. 360 starben. Das ist mehr als ein Femizid pro Tag. Der erste erfasste Femizid aus dem Jahr 2024 geschah in Ulm. Die 15-Jährige Cagla wurde von ihrem Partner ermordet. Auch dies wurde in der Presse nicht als das benannt was es war, ein Femizid.
Dieser Fall zeigt wie so viele, Femizide sind keine Einzelfälle – sie haben System. Das System heißt Patriachat. Und Gewalt bildet den Kern patriarchaler Gesellschaften. Und die Spitze dieser Gewalt sind Feminizide. Auch in Ulm töten Männer Frauen. Immer und immer wieder. Mann tötet nicht aus Liebe. Im Kern steht das Patriarchat und der Besitzanspruch von Männern gegenüber Frauen, der in sich in Femiziden auf gewaltvollste Art äußert. Das ist natürlich nicht so leicht zu instrumentalisieren wie die angebliche Gefahr von Außen – sei es durch Geflüchtete oder Migrantisierte. Es ist nicht die Herkuft, es ist nicht die Hautfarbe, es ist nicht die Religion. Das Problem heißt Männlichkeit. Und gerade deswegen ist es umso wichtiger, Femizide klar als Femizide zu benennen. Deswegen sagen wir heute am internationalen feministischen Kampftag:
Genug ist genug. Ein Angriff auf Eine ist ein Angriff auf uns alle.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten in dieser Stadt, Femizide als das was sie sind zu benennen und gemeinsam das Schweigen durchbrechen.